Sonntag, 21. Juni 2015

Bremen II - Zurück auf die Schulbank

Nach knapp 3 Monaten Funkstille und manch einer Vermutung, dass ich den Blog eingestellt habe, möchte ich hiermit das Gegenteil beweisen: Ich lebe noch, mir geht's gut!
Die Funkstille war viel mehr dem geschuldet, dass schulisch nichts wirklich Spannendes passiert ist, sodass ich zunächst einmal ein wenig Stoff sammeln wollte, statt einen kurzen Zweizeiler zu verfassen. Aber der Reihe nach...

Nach genau 4 Monaten in den USA bin ich am 18.März aus Phoenix abgereist. Bereits vor Reisebeginn musste ich noch einmal umplanen, da mein Weiterflug von Frankfurt aus nach Düsseldorf streikbedingt gestrichen wurde - so wurde ich dann auf den ICE nach Köln umgebucht. Als die Reiseplanung dann endgültig abgeschlossen war, ging es morgens mit dem Taxi für meine Kurskollegin und mich zum Sky Harbour Airport in Phoenix, von wo aus wir den ersten Reiseabschnitt nach Denver antraten. In Denver selbst blieb uns noch genügend Zeit, um in Ruhe noch essen und einkaufen zu gehen, bis wir unseren Nachtflug nach Frankfurt antreten konnten. Der Flieger selber war verhältnismäßig leer, sodass jeder von uns eine eigene Sitzreihe zum Schlafen hatte und wir somit mehr oder weniger gut ausgeruht am nächsten Morgen in Frankfurt ankamen.


 
Von dort aus ging es dann noch einmal für 50 Minuten in den ICE der Deutschen Bahn, ehe wir nach 4 Monaten und einer 20-stündigen Reise endlich Zuhause ankamen und Familie und Freunde uns wiederhatten. Allzu viel Zeit daheim hatte ich persönlich nicht, da ich für meine 3 Wochen Freizeit mir einiges vorgenommen hatte. Zum einen ging es 2 Tage später mit einer Freundin für ein Wochenende spontan nach London und nach den Ostertagen stand noch Barcelona mit einer Freundin, meinem Bruder und seiner Freundin auf dem Programm. 4 Tage Sonne, nachdem es Zuhause ja eher mäßig warm war - da war ich aus den vergangenen Monaten Schöneres gewohnt...
Zufällig haben wir dort dann auch noch 3 meiner Kurskollegen getroffen - manchmal ist die Welt doch kleiner als man denkt.
Zu den Highlights in Barcelona zählt sicherlich die schöne Altstadt, sowie die Promenade, aber auch einen Besuch im berühmten Parc Güelle haben wir uns nicht nehmen lassen - auch, wenn das frühe Aufstehen vor Sonnenaufgang nicht jedermanns Sache war. Fotografisch hingegen war es das allemal wert!


So sehr man sich jedoch auf die freie Zeit gefreut hatte, so schnell ging diese dann allerdings auch rum und so kam es, dass ich mit meiner Familie bereits 2,5 Wochen nach meiner Rückkehr aus den USA wieder im Auto nach Bremen saß. Mittlerweile sind wir wieder seit etwas mehr als 2 Monaten zurück an der Schule, wo uns nun die Theorie für Verkehrsflugzeuge erwartet. Statt Kolbenmotoren und Sichtflugregeln stehen nun Turbofan-Triebwerke und Instrumentenflugregeln auf dem Stundenplan und auch in Meteorologie und den anderen Fächern orientiert sich der Unterricht nun immer mehr am späteren Berufsalltag. Während zu Beginn der Ausbildung noch jedes Fach mehr oder weniger für sich alleine existierte, fügen sich nun sämtliche Einzelteile immer mehr zu einem einzigen, großen Gesamtbild zusammen, sodass man auch fächerübergreifende Zusammenhänge erschließt und das Gelernte verknüpfen kann. Selbstverständlich ist dies nicht immer einfach und auch den Überblick zu behalten erfordert eine Menge an Disziplin, zumal wir uns praktisch auf 2 verschiedene Prüfungen vorbereiten müssen. Zum einen natürlich unsere internen Abschlussprüfungen, die Ende August auf dem Programm stehen und unser Wissen aus der zweiten Theoriephase überprüfen sollen - zum anderen die offizielle Abschlussprüfung beim Luftfahrtbundesamt Ende September. Hier wird das komplette Wissen abgeprüft, also auch sämtliches Wissen, was noch aus der ersten Theoriephase vorhanden sein sollte (!). Wie gesagt, sollte - im warmen Arizona hat man das ein oder andere erfolgreich verdrängt, da man es entweder absolut nicht brauchte, oder es einfach keinen sichtbaren Praxisbezug gab. So gilt es nun parallel zum derzeit vermittelten Unterrichtsstoff das Wissen aus der ersten Phase wieder aufzufrischen. Eine große Hilfe ist hier der CAT-Onlinetrainer, der den Fragen des Luftfahrtbundesamtes sehr, sehr nahe kommt, allerdings wollen diese 9300 Fragen auch erst einmal bearbeitet werden. Das dauert seine Zeit, aber ich denke, wir sind hier alle auf einem guten Weg.
Mittlerweile haben wir schon die Halbzeit der zweiten und damit letzten Theoriephase erreicht, ein Ende ist in Sicht. Das bisherige Highlight stellte den Abschluss des Unterrichtsfaches "Airframes & Systems" dar, als wir gemeinsam mit 2 Lehrern das Bremer Vorfeld unsicher machen durften, um den Praxisbezug zu sehen. Hier haben wir die Bodenzeit einer Boeing 737 der Lufthansa genutzt, um den Flieger von außen genauestens unter die Lupe zu nehmen und die verschiedenen Sensoren, Steuerungen und Ähnliches einmal hautnah zu betrachten. Im Gegensatz zum Airbus A320 ist dies bei der Boeing 737 besonders interessant, da hier noch fast alles mechanisch angesteuert wird, so eben auch die Steuerflächen. Es ist schon beeindruckend, wenn man einen Blick in den Fahrwerksschacht wirft und dort ein Gewirr von Leitungen und Seilzügen entdeckt, dass praktisch für die gesamte Steuerung des Flugzeuges verantwortlich ist. Für viele von uns war das eine willkommene Abwechslung vom sonst sehr theoretischen Unterricht, sodass wir an diesem Tag noch einmal ein wenig Motivation für die vielen, noch ausstehenden Tage am Schreibtisch vor dem Laptop und den Skripten tanken konnten.




Ab morgen gibt es dann zumindest für die kommende Woche noch einmal ein wenig mehr Praxis, da das Funktraining für das "Allgemeine Sprechfunkzeugnis" beginnt. Dieses berechtigt uns dann zum Funken in deutscher und englischer Sprache, sowohl im Sichtflug, als auch im Instrumentenflug. Insgesamt stehen für uns 4 Trainingsmissionen an, in denen wir auf die Prüfung kommenden Dienstag vorbereitet werden sollen. Die Schwerpunkte liegen natürlich bei der IFR-Kommunikation, speziell Streckenfreigaben für IFR-Flüge, sowie Standardanflugverfahren und Abflugflugverfahren.
Damit man sich ein wenig darunter vorstellen kann, füge ich mal ein Beispiel einer Streckenfreigabe an:

"Lufthansa 9901, cleared to Düsseldorf via NIE6K Departure, Flight Planned Route, Squawk 6650"


In diesem Fall handelt es sich um einen unserer Trainingsflüge, der uns von Bremen (EDDW) nach Düsseldorf (EDDL) führt. Unser Rufzeichen ist "Lufthansa 9901", wir werden freigegeben bis zum "Initial Approach Fix" in Düsseldorf ("cleared to Düsseldorf"). Für den Abflug ist die Abflugroute "NIE6K", die Nienburg 6K-Departure vorgesehen. Nach dem Start von Piste 27 in Bremen geht es geradeaus bis 1,7 Meilen von der VOR-Station Bremen (BMN) entfernt, dann in einer Linkskurve auf das Radial 312 von der VOR-Station Nienburg. Diesem folgen wir über den Wegpunkt "IBDAG", bis wir bei Nienburg ankommen. Ab dort sind wir freigegeben, wie im Flugplan angegeben ("Flight Planned Route") bis zum "Initial Approach Fix" in Düsseldorf. Der letzte Teil "Squawk 6650" ist der Transpondercode, den wir uns im Flugzeug eindrehen müssen und der eine zweifelsfreie Identifizierung über Sekundärradar ermöglicht. Die Abflugroute ist oben in grün zum Nachverfolgen markiert.

Schon jetzt freue ich mich auf die kommenden  Unterrichtsstunden, in denen wir das ganze, wenn auch nur "virtuell" durchspielen und uns damit auf die anstehende Prüfung kommenden Dienstag bei der Bundesnetzagentur vorbereiten. Bedenken habe ich hierbei jedenfalls keine.

In diesem Sinne soll es das für heute erst einmal wieder gewesen sein. Wenn's was Neues / Interessantes zu berichten gibt, folgt natürlich wieder ein Update.

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