Freitag, 1. Januar 2016

Citation-Phase Part I

Erst einmal ein frohes neues Jahr 2016! Seit dem letzten Eintrag ist - wieder einmal - einiges an Zeit vergangen, in der dann auch genug passiert ist, was einen neuen Eintrag rechtfertigt. Von Zweizeilern, die alle paar Wochen veröffentlicht werden, hat ja schließlich auch keiner was.

Zunächst noch eine kleine Ergänzung zum letzten Eintrag: die schriftlichen Ergebnisse für unsere Theorieprüfung beim Luftfahrtbundesamt kamen knapp 1 Woche nach unserer Prüfung, ich kann mehr als zufrieden sein. Im Endeffekt waren die Ergebnisse wie erwartet, teilweise sogar leicht besser. Nach diesen Ergebnissen stand dann praktisch direkt die Vorbereitung für unser Seminar im Oktober an.

Das Seminar

Im Gegensatz zu früheren Kursen ging es bei uns fast ohne Verzögerung direkt ins Seminar, welches als Vorbereitung für die nächste Phase der Ausbildung dient. Wie bereits im letzten Eintrag angedeutet, wird in dieser Phase nicht mehr alleine, sondern im Zweimann-Cockpit geflogen. Daraus resultierten dann auch die ersten beiden Module unseres Seminars - MCC (Multicrew Coordination).
Da wir fortan sowohl im Ausbildungsbetrieb, als auch später im Liniendienst stets mindestens mit 2 Piloten fliegen, um eine Redundanz zu schaffen und die Arbeitsbelastung angemessen zu verteilen, gab es für uns eine Einführung darüber, wie man effizient im Team zusammenarbeitet. Wie Ihr Euch sicher denken könnt, spielt Kommunikation hier eine Schlüsselrolle.
Weitere Module, die uns in diesen 7 Tagen erwarteten, waren Erste Hilfe, eine Einführung ins Betriebshandbuch (OM-A), sowie nochmal ein Refresher zur Flugplanung. Am Ende des Seminars stand dann noch der Ground Course Test für unser neues Schulungsflugzeug an, der bestanden werden musste, um für die Flugphase zugelassen zu werden. Hierbei drehte es sich vor allem um diverse Systeme, über die das Flugzeug verfügt, sowie Limits und Ähnliches. Mit diesem Test nahm das Seminar dann auch Mitte Oktober wieder ein Ende, nun stand für mich wieder einiges an Freizeit an, da ich mit meinem Flugteam erst für den 18.11.2015 im Simulator eingeplant wurde. Fast schon ein "historisches" Datum, zumindest für mich: am 18.11.2011 hatte ich damals meine Berufsgrunduntersuchung beim DLR, also den ersten Eignungstest der Lufthansa, am 18.11. letzten Jahres ging es für unseren Kurs nach Phoenix und nun geht es für uns dieses Jahr am 18.11. in die Citation-Phase. Die Dinge wiederholen sich...

Urlaub

In den fast 4 Wochen Freizeit haben wir gemeinsam mit 6 Leuten aus unserem Kurs einen Trip nach Indien unternommen, genauer gesagt nach Goa. Bei deutlich über 30 Grad, Sonne, Strand und Meer haben wir noch einmal die Gelegenheit genutzt, um dem Herbstwetter zu entfliehen und ein paar Tage einfach mal auszuspannen. Nachdem wir also ein wenig Abstand zum Stress aus der Theoriephase gewonnen hatten, ging es Anfang November wieder nach Hause und einige Tage später dann auch mit gepackten Koffern zurück nach Bremen, um den letzten Teil unserer Ausbildung zu beginnen.

Citation-Phase

Während wir in Phoenix noch mit einem kleinen Propellerflugzeug und bei Sichten von Pol zu Pol geflogen sind, ist das Ziel unserer Ausbildung natürlich später im Liniendienst bei praktisch jedem Wetter fliegen zu können. Genau darum geht es auch in der Citation-Phase, denn nun wird sich nicht mehr an Berggipfeln, Seen, Städten oder Autobahnen orientiert, sondern an Funkfeuern oder anhand von GPS und modernsten Navigationssystemen. Darüber hinaus erleben wir mit unserer Cessna Citation natürlich auch noch eine enorme Performancesteigerung. Zu diesem Ausbildungssabschnitt sei noch gesagt, dass der Großteil in einem FNPT (Flight Navigation and Procedure Trainer) stattfindet, also im Simulator. Lediglich 7 Flüge finden gegen Ende der Phase im "richtigen" Flugzeug statt.
Die ersten beiden Missionen dienten hauptsächlich der Eingewöhnung auf dem neuen Flugzeugtyp, sowie dem Kennenlernen von Teamarbeit im Multicrew-Cockpit. Statt eines Fluglehrers sitzt nun ein weiterer Schüler im Simulator neben einem, während der Lehrer uns von hinten über die Schulter schaut und die Zusammenarbeit beobachtet, sowie wertvolle Tipps und Hilfestellungen bei Problemen gibt. Nach einer kurzen Eingewöhnung folgte in den kommenden Simulatoreinheiten dann die Einführung von verschiedenen Instrumentenanflügen, das Abfliegen vorgefertigter Routen und verschiedene Trainingsmanöver wie Strömungsabrisse, Steilkurven oder Ähnliches.
Umgebungstechnisch trainieren wir im Simulator bisher nur auf innerdeutschen Flughäfen, die auch für unser Training zugelassen sind. Hierzu zählen zum Beispiel Bremen, Hannover, Leipzig, Erfurt, Münster oder Hamburg, wobei auch etwas ausgefallenere Plätze wie Heringsdorf auf dem Programm standen. Während wir in den ersten Missionen mit ILS-Anflügen begonnen haben, bei denen sowohl eine vertikale, als auch eine laterale Führung zur Piste gegeben ist, steigerte sich der Schwierigkeitsgrad kontinuierlich, sodass dann in den kommenden Einheiten auch VOR- und NDB-Anflüge trainiert wurden. Hierbei gibt es keinerlei vertikale, sondern lediglich eine laterale Führung, sodass man stets auf der Hut sein muss, was Sinkraten oder Ähnliches angeht. Darüber hinaus sind die Anflüge wesentlich ungenauer als ein ILS, sodass man hier schon sehr genau fliegen muss, um dort auszukommen, wo man eigentlich hin will (auf der Piste). Nach knapp 7 Missionen ist vom Programm her praktisch alles aus einem normalen Flugablauf schon einmal behandelt worden, sodass Mission 8 und 9 dann der Festigung des bisher Gelernten dienen, ehe die 10. Mission den Checkflug darstellt, der auch die sogenannte "Normal-Phase" beendet. Mit diesem bestandenen Checkflug geht es dann in die sogenannte "Abnormal-Phase", in der fortwährend System- und Triebwerksausfälle und ähnliche Fehlfunktionen simuliert werden und der Umgang mit diesen trainiert werden soll. Außerdem kommt nun auch der Gebrauch des Autopiloten hinzu, den wir bisher nicht benutzen durften. Nach meinem bestandenen Checkflug kurz vor Weihnachten ging es letzte Woche dann für mich in die erste Mission der Abnormal-Phase, in der es dann die Einführung in die Benutzung des Autopiloten gab. Man kann sich fast nicht vorstellen, was der Autopilot auf einmal für eine Entlastung darstellt. Wenn es in knapp 3000ft heißt "Autoflight" und der Computer das Flugzeug fliegt, hat man auf einmal wesentlich mehr Ressourcen für andere Dinge zur Verfügung, da man nicht mehr selbst fliegen muss, sondern "nur" noch den Autopiloten überwacht. In dieser Stunde wurden dann diverse Fähigkeiten des Autopiloten demonstriert, sei es nun das Halten von Kurs und Höhe oder gar das vollautomatisierte Abfliegen eines ILS-Anfluges bis zu einer Höhe von knapp 20m über Grund. Da unsere Maschine lediglich über einen Autopiloten verfügt und somit keinerlei Redundanz besitzt für den Fall, dass ebendieser falsche Daten liefert, sind wir spätestens in dieser Höhe gezwungen, wieder selbst das Steuer zu übernehmen und die Landung selber durchzuführen. Nicht, dass mich dies stören würde - schließlich sind Start und Landung ja die Momente, die am meisten Spaß machen, aber die Erleichterung für beispielsweise den Reiseflug ist einfach enorm. Mit ebendieser Simulatoreinheit ging es dann für mich in die wohlverdienten freien Tage über Silvester und Neujahr, ehe ich am 04.01. dann wieder in Bremen sein muss. Letztenendes kann man aber sagen, dass die Citation-Phase bisher jede Menge Spaß macht und ich mich auf die kommenden Missionen schon freue - speziell natürlich auf die Einheiten im "richtigen" Flugzeug. Bis dahin ist es allerdings noch ein wenig hin, sodass ich mich vorerst mit simulierten Triebwerks- und Systemausfällen begnügen muss, ehe es wahrscheinlich Mitte Februar für mein Team "nach draußen" geht. Spätestens dann dürfte es auch genügend Bildmaterial geben, wobei natürlich auch im Simulator das ein oder andere Bild entstanden ist, das ich Euch nicht vorenthalten möchte. In diesem Sinne viel Spaß mit den folgenden Bildern und bis zum nächsten Mal!







P.S.: Wie auf den Bildern zu erkennen ist, fliegen wir die Citation im Gegensatz zur Bonanza damals in Phoenix von rechts. Also ebenfalls eine kleine Umgewöhnung, die aber recht schnell geklappt hat.