Sonntag, 23. Dezember 2012

Weihnachtszeit

Nach einer etwas längeren Abstinenz melde ich mich zurück. Mit den Weihnachtsvorbereitungen rückt auch das kommende Jahr immer näher und damit auch der Beginn der Flugbegleiterschulung am 18. März.
Der Schulungsvertrag ist schon seit einiger Zeit unterschrieben und die notwendigen Formulare habe ich ebenfalls schon eingereicht - das Einzige, was derzeit noch aussteht, ist die Zuverlässigleitsüberprüfung, sowie das wohl Wichtigste überhaupt: Die Wohnung!

Zusammen mit einem Bekannten, der etwas eher bei Germanwings anfängt und ebenso wie ich auf einen Schulungsplatz bei der Lufthansa wartet, habe ich mich dazu entschlossen, eine WG in Köln zu gründen, um Kosten zu sparen. Das eigentliche Problem liegt hierbei darin, eine Wohnung zu finden, die in Flughafennähe liegt, bereits über eine Küche verfügt und darüber hinaus auch noch bezahlbar ist.
Wenn es dann soweit ist, dass eine Wohnung all diese Kriterien erfüllt, kommt der schwierigste Teil: Die Kontaktaufnahme zum Vermieter, die sich häufig als wesentlich komplizierter herausstellt, als man vermuten mag. Von knapp 10 Angeboten gab es im Durchschnitt eine einzige Rückmeldung, ein denkbar schlechter Schnitt, sodass es langsam eng wird, da mein Mitbewohner spätestens Mitte Februar einziehen muss. Der erste Besichtigungstermin ist für Anfang Januar angesetzt - mal sehen, ob sich bis dahin noch etwas Anderes ergibt...

Ansonsten gibt es derzeit nicht allzu viel Neues zu berichten - den neuen Auftritt der Germanwings haben sicherlich viele von Euch in den Medien mitverfolgen können und ich muss echt sagen, dass das Konzept auf mich als Passagier recht ansprechend wirkt. Wollen wir mal hoffen, dass die anderen Passagiere das in Zukunft auch so sehen! 


In diesem Sinne wünsche ich Euch allen besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Sobald es wieder etwas Neues zu berichten gibt, werde ich mich natürlich melden.

Mittwoch, 21. November 2012

Die Königin der Lüfte - Boeing 747-8i

Ein etwas unregelmäßiger Rhythmus hat sich bei mir eingeschlichen, was das Verfassen neuer Posts angeht. Dies liegt zum einen daran, dass es derzeit keinerlei neue Entwicklungen bezüglich meines Schulungsstartes in Bremen gibt - zum anderen ist dies der Tatsache geschuldet, dass ich arbeitsmäßig im Moment recht gut versorgt bin, sodass ich nicht allzu häufig die Zeit finde, ein paar Zeilen für Euch zu schreiben.

Heute allerdings hatte ich einen freien Tag und da die Lufthansa derzeit ihre neueste Errungenschaft, die Boeing 747-8i, auf einer Werbekampagne durch Deutschland einsetzt, konnte ich den heutigen Tag dazu nutzen, den angekündigten Besuch der "Königin der Lüfte" in Düsseldorf live mitzuverfolgen. Im Folgenden findet Ihr ein paar Eindrücke des heutigen Tages:











Donnerstag, 1. November 2012

Ein Silberstreif(en) am Horizont

Wie dem ein oder anderen vielleicht aufgefallen sein dürfte, hat sich in den letzten Tagen das Aussehen des Blogs ein wenig verändert. Dies liegt darin begründet, dass es bis zu einem möglichen Lehrgangsstart noch ein wenig dauern wird und ich bis dahin eine angemessene Alternative gefunden habe.

Vor knapp 3 Wochen machte mich eine Bekannte darauf aufmerksam, dass sowohl Lufthansa Cityline, als auch Germanwings derzeit Flugbegleiter suchen. Mit diesem Wissen betrieb ich dann erst einmal ein wenig Recherche und stellte fest, dass ich die Wahl hatte zwischen Köln/Bonn und Stuttgart bei Germanwings oder Frankfurt und München bei der Cityline. Vor dem Hintergrund, dass ich zumindest ein bisschen in der Nähe meiner Familie sein möchte, bewarb ich mich also bei Germanwings für die Station Köln/Bonn. Kurze Zeit später wurde mir bestätigt, dass meine Bewerbung bearbeitet werde und ich in Kürze weitere Informationen erhalte. An dieser Stelle möchte ich einmal kurz den Bewerbungsablauf bei der Germanwings skizzieren:

1. Onlinebewerbung
2. Onlinetest
3. Assessmentcenter

Der gesamte Prozess teilt sich auf drei verschiedene Phasen auf, begonnen bei der Onlinebewerbung. Knapp zwei Tage nach der Bewerbung gibt es eine Rückmeldung per E-Mail, in der auch ein Link zu einem Onlinetest enthalten ist. Dieser Test beinhaltet diverse Fragen zu Geographiekenntnissen, Englisch und Allgemeinwissen, sowie ein wenig Mathematik und beansprucht etwa 20 Minuten Eurer Zeit. Wichtig ist, dass jeder Themenblock eine eigene Zeitbegrenzung von 5 Minuten hat, sodass ein Schummeln mit Google in der Regel nicht möglich sein sollte.
Ist dieser Test beendet, so darf man etwa 4 bis 5 Tage auf ein Ergebnis warten, welches wieder per E-Mail mitgeteilt wird. Sollte der Onlinetest positiv ausgefallen sein, folgt eine Einladung zum Assessmentcenter.
So kam es, dass ich nach meinem erfolgreichen Onlinetest bloß eine Woche warten musste, bis ich am Assessmentcenter in Stuttgart teilnehmen konnte.

Dies bedeutete natürlich für mich, dass ich früh aufstehen musste, da der Beginn für 10:00 Uhr angesetzt war und ich noch entsprechend anreisen musste. So war ich also bereits um 2:30 Uhr auf den Beinen, um die Bahnfahrt - diesmal sogar ohne Komplikationen - antreten zu können. Wie geplant, kam ich um 9:00 Uhr am Hotel an, in dem das Assessment Center stattfinden sollte und traf dort auf zwei Kandidatinnen, die ebenfalls bei der Lufthansa auf den Ausbildungsbeginn oder die Fortführung der Ausbildung warten, was natürlich dann auch reichlich Gesprächsstoff für die einzelnen Pausen bot.

Pünktlich um 10:00 Uhr begann das Assessment Center, zunächst mit einem kleinen Überblick über den Tagesablauf, dann bereits mit dem ersten Test.
Der erste Test ähnelt sehr dem Onlinetest: Auch hier ging es um Geographiekenntnisse und Allgemeinwissen, sowie um Englischkenntnisse, auf die besonders Wert gelegt wird. Der Großteil des Textes läuft über Multiple Choice, lediglich bei Englisch, sowie einem Geographieteil wurden eigene Antworten gefordert. Insgesamt umfasst der Test 5 oder 6 Seiten Din A4, die man innerhalb einer Stunde bearbeiten sollte. Wer früher fertig war, der hatte natürlich dann länger Pause - nicht weiter verwunderlich, dass ich bereits nach 20 Minuten abgegeben habe und damit nicht einmal der Erste war. Dennoch war der Test definitiv mehr als machbar.
Nach diesem Test gab es eine Präsentation über das Unternehmen, während im Nebenraum die Tests ausgewertet wurden - 75% mussten mindestens korrekt sein, um zur nächsten Testrunde antreten zu dürfen. Einige Zeit später lagen die Ergebnisse dann vor, für 5 Kandidaten / Kandidatinnen war der Tag an dieser Stelle bereits vorbei, allerdings hat man im Gegensatz zur Bewerbung als Pilot hier einmal im Jahr die Chance, sich erneut zu bewerben. Vielleicht reicht es also für diese Kandidaten im nächsten Jahr...
Für die übrigen Kandidaten - alle (angehenden) Lufthanseaten waren noch im Rennen - ging es somit in die nächste Runde: Eine Flipchartpräsentation stand an, in der man darlegen sollte, warum man gerne für Germanwings arbeiten wolle. Um die Schwierigkeit ein wenig zu erhöhen, sollte diese Präsentation auf Englisch gehalten werden, Vorbereitungszeit 20 Minuten, maximale Vortragslänge 3 Minuten.
Mit dieser Aufgabenstellung wurden wir dann 20 Minuten alleine gelassen, bevor die Gruppe dann in zwei weitere Gruppen geteilt wurde, damit das Prozedere nicht allzu viel Zeit in Anspruch nahm. Die Präsentation lief in unserer Gruppe für fast jeden wirklich gut, Nervosität ist ganz normal, bloß sollte der Inhalt dann auch stimmig sein und auch auf das Englische wurde Wert gelegt. So kam es, dass nach dieser Testrunde weitere 5 Kandidaten / Kandidatinnen nach Hause fahren mussten, bevor es für den Rest in die letzte und somit entscheidende Runde ging: Die Einzelgespräche standen an und noch immer waren die (angehenden) Flugschüler alle im Rennen.
Wir drei wurden dann auch direkt als erstes in die Einzelgespräche geholt, bevor die anderen Kandidaten sich damit auseinandersetzen durften. Verglichen mit der Firmenqualifikation und dem dortigen Interview war das Einzelgespräch für Germanwings wesentlich harmloser, bereits nach 5 Minuten waren wir wieder entlassen. Nach dem Interview mussten wir dann noch einige Zeit warten, bis alle fertig waren. Anschließend musste sich noch ein weiterer Kandidat verabschieden, bevor der Rest von uns die Zusage bekam.
Im weiteren Verlauf folgte dann noch eine Präsentation zu Gehältern, Schulung, Urlaubstagen, etc., bevor wir alle mit einem kleinen Stapel an Unterlagen entlassen waren - planmäßiger Lehrgangsstart für mich ist der 11. März 2013 und ab dem 03. Mai 2013 soll ich bereits im Liniendienst der Germanwings ab Köln/Bonn fliegen, mit einem hübschen silbernen Streifen auf der Uniform.


 © Germanwings

Samstag, 13. Oktober 2012

Dunkle Wolken am Lufthansa-Himmel

Eine reißerische Überschrift, die nicht viel Gutes verheißt:

In den letzten Tagen kursierten bereits Gerüchte, in denen es hieß, dass im kommenden Jahr vorerst keine Piloten an der Verkehrsfliegerschule in Bremen für die Lufthansa neu ausgebildet werden sollen. Mit der Briefpost heute früh wurden diese Gerüchte leider bestätigt: Voraussichtlicher Lehrgangsstart für alle positiv getesteten Kandidaten ist derzeit das Jahr 2014.

Vor diesem Hintergrund werden in naher Zukunft wohl nicht allzu viele Informationen den Weg auf meinen Blog finden - dennoch werde ich von Zeit zu Zeit ein paar neue Fotos hier hochladen, um dem Blog zumindest ein bisschen Leben einzuhauchen, bis es dann endlich nach Bremen geht.

- That's it for today -

Samstag, 6. Oktober 2012

Kurze Randnotiz

Guten Abend zusammen,

ein kurzes Lebenszeichen von mir, nachdem einige Zeit hier etwas Ruhe herrschte:
Nach einem kurzen Urlaub in Tunesien bei bestem Wetter und 40 Grad bin ich nun wieder in der Heimat angekommen und warte auf eine Nachricht aus Bremen, wann mein NFF [Nachwuchsflugzeugführerlehrgang] denn beginnt. Derzeit sieht es wohl noch nach Mai 2013 aus - die endgültige Einteilung erfolgt laut Bremen in der ersten Novemberwoche. In diesem Sinne heißt es wohl "abwarten und Tee trinken", in knapp 4 Wochen weiß ich hoffentlich mehr. Bis dahin: Dranbleiben!


Mittwoch, 12. September 2012

EDDL - Ein paar Eindrücke aus Düsseldorf

Bisher gibt es noch nichts Nennenswertes zu berichten, sodass ich heute die Bilder sprechen lasse. Viel Spaß mit ein paar Eindrücken des Düsseldorfer Flughafens!















Dienstag, 4. September 2012

Das Medical - Hürde Nummer 3

Das Besteher-Schreiben in den Händen und noch immer völlig euphorisiert kümmerte ich mich so schnell wie möglich um einen Termin für das Medical, um auch diese letzte Hürde möglichst zeitnah hinter mich bringen zu können. Letztendlich bekam ich dann auch einen Termin, der noch vor meinen Erwartungen lag, es sollte der 18. Juli werden. Mit der telefonischen Bestätigung wurde ich dann auch gebeten, einige Formulare, die in den kommenden Tagen per Post kommen sollten, auszufüllen und nach Bremen zu schicken oder sogar zum Medical nach Frankfurt mitzunehmen. So kam es, dass bereits am nächsten Tag ein recht dicker Umschlag der Lufthansa im Briefkasten lag und ich dadurch bedingt einiges an Papierkram zu erledigen hatte.
Mit dieser Vorarbeit begann dann auch die Planung von An- und Abreise nach Frankfurt, die sich dann doch als relativ tückisch herausstellte. Wir sollten uns zwischen halb acht und 8:00 Uhr an der Lufthansa-Basis in Frankfurt einfinden, allerdings ohne Auto, da durch ärztlich bedingte Pupillenerweiterung das Führen von Kraftfahrzeugen für die nächsten 24 Stunden nicht möglich sei. Nächstes Problem: Der ICE wäre erst um 7:35 Uhr in Frankfurt gewesen. Was blieb mir also anderes übrig, als zu fliegen, wenn ich pünktlich kommen wollte? Gegen das Fliegen selber hatte ich natürlich überhaupt nichts, bloß die Preise für relativ spontane Buchungen sind ein wenig teuer, aber was soll's?
Somit ging es dann am 18. Juli morgens um kurz nach 6:00 Uhr mit der Lufthansa nach Frankfurt, zu meinem Glück wieder mit Pilotenperspektive - ein Ausblick, der gerade bei bestem Wetter und um diese Uhrzeit so manches Herz höher schlagen lässt. Am Frankfurter Flughafen hatte ich mich dann mit einem weiteren Kandidaten verabredet und gemeinsam ging es dann zum medizinischen Dienst der Lufthansa, um sich der letzten Hürde des Auswahlprozesses zu stellen. Dort erhielten wir dann zum allerersten Mal unseren eigenen Lufthansa-Ausweis, wenn auch nur als Besucher und nur für diesen Tag...



Relativ zügig wurde uns dann auch der Tagesablauf skizziert: Jeder von uns wurde mit einem "Laufzettel" ausgestattet, auf dem knapp 10 verschiedene ärztliche Stationen aufgeführt waren, die wir zu durchlaufen hatten. Alle Ergebnisse wurden dann in einer beiliegenden Mappe gesammelt, die beim Verlassen des Geländes am Empfang abgegeben werden sollte.
Zuallererst ging es für uns zum Labor, wo wir Haare, Blut und Wasser lassen durften - man  hat danach übrigens keine drei kahlen Stellen am Kopf, wie es ganz gerne mal erzählt wird. Anschließend ging es für mich direkt zum EEG, der Hirnstrommessung. Mit einem tollen Elektrodenhelm ausgestattet sitzt man knapp 20 Minuten im Dunkeln und soll abwechselnd ruhig atmen und hyperventilieren. Darüber hinaus bekommt man gegen Ende auch noch ein Stroboskop vor die Augen gehalten, sodass es gar nicht mal so einfach ist, "ganz ruhig", wie die nette Dame immer sagte, zu bleiben. Im Anschluss daran ging es dann zum ersten Sehtest, dem räumlichen Sehen - ein Test, nachdem man erst einmal überall rote Punkte sieht, da man knapp 10 Minuten irgendwelchen roten Punkten hinterherklickt. Darauf folgte der erste Besuch bei der Augenärztin, bevor es wieder zurück in den Warteraum ging. Hier folgte nun der Teil, vor dem ich den größten Respekt hatte: Die Augen sollten getropft werden, bevor weitere Augenuntersuchungen durchgeführt werden sollten. Zwischen den einzelnen Tropfintervallen ging es dann für mich noch zur Begutachtung durch den Fliegerarzt, sowie zum Hörtest. Da man zwischendrin natürlich auch mal gerne etwas trinken oder essen wollte, bat ich eine der Schwestern um Rat, wo man sich am ehesten mit Getränken eindecken konnte, schließlich durfte ich im Flugzeug ja keine Flüssigkeiten mitführen. So kam es, dass ich an einen Getränkeautomaten verwiesen wurde. Dies war womöglich die lustigste Situation während des gesamten Medicals, da man mit getropften Augen natürlich überhaupt nicht mehr klar sehen, geschweige denn lesen konnte, doch auch mit dieser Herausforderung wurde ich fertig. Man wirft einfach immer ein wenig Geld in den Automaten und drückt auf das gewünschte Getränk - irgendwann wird schon genug Geld eingeworfen worden sein, um ein Getränk zu erhalten. Ich weiß allerdings bis heute nicht, wie viel Geld die Cola dort gekostet hat, schließlich konnte ich ja nicht einmal mein Kleingeld erkennen. Fakt war jedoch, dass ich dann endlich etwas trinken konnte...
Anschließend ging es dann also erneut zur Augenärztin, wo noch einige Untersuchungen gemacht wurde und mir zum Abschluss dort gesagt wurde, dass an meinen Augen nichts auszusetzen sei. Jetzt standen also nur noch der Besuch bei der HNO-Ärztin und das Belastungs-EKG, sowie das Drogenfreiheitsgespräch aus, bevor auch das Medical für mich gelaufen war. Nach ein paar Gleichgewichtsübungen, simuliertem Druckausgleich, ein paar Umdrehungen auf dem Fahrrad und dem Gespräch über Alkohol- und Drogenkonsum war es dann so weit: Mit einem guten Gefühl und dem mündlichen "Ok" waren wir entlassen, der schriftliche Bescheid sollte in 3-5 Wochen folgen, da die Blutanalyse, die Haaranalyse, sowie der HIV-Test noch ausgewertet werden musste.
Nach einem gemeinsamen Essen trennten sich dann unsere Wege am Flughafen: Für mich ging es pünktlich per Flugzeug zurück nach Düsseldorf, die anderen zwei Kandidaten, beide für den ILST-Studiengang der Lufthansa vorgemerkt, traten den Rückweg per Bahn, bzw. Mitfahrgelegenheit an.
Nach exakt zwei Wochen kam bereits Post von der Lufthansa: Medical bestanden, geplanter Schulungsbeginn ist im Mai 2013. Weitere Details sollten im Oktober folgen, wenn die Planungen für das kommende Jahr abgeschlossen sind. Mal schauen, wie und wann es dann für mich weitergeht...
In diesem Sinne schließe ich mit diesem Beitrag die Akte des Auswahlprozesses und warte nun sehnsüchtig auf Oktober, wenn endlich ein Datum für den Lehrgangsstart feststeht.
Vielleicht weiß ich ja bereits nach meinem Urlaub mehr...

Happy landings! 

Mittwoch, 29. August 2012

Fliegerische Eindrücke

Nachdem heute das Wetter ganz hervorragend war, bestand für mich wieder einmal die Möglichkeit, mit einem guten Freund und gleichzeitig auch zukünftigen WG-Mitbewohner in Bremen in die Lüfte zu kommen. Auch, wenn die Flugzeit mit einer Stunde recht knapp bemessen war, gelang es mir doch, einige sehenswerte Eindrücke festzuhalten. Viel Spaß damit!


 Unsere Maschine - eine Remos GX


Beech Bonanza



Departure on RWY 25 - EDLF



Blick auf die Heimat


Ferienpark Blaue Lagune




CentrO in Oberhausen


Die alte Schule in Sicht - Thomaeum

Dienstag, 28. August 2012

Runde 2 - Die Firmenqualifikation

Das Abiturzeugnis in den Händen, der Abiturball vorüber - mit jedem dieser Ereignisse am Ende meiner schulischen Laufbahn rückte der Termin für meine Firmenqualifikation immer näher. Es sollte der 5. und hoffentlich auch 6. Juli werden, also saß ich knapp zwei Wochen nach der feierlichen Zeugnisausgabe im Flugzeug nach Hamburg, um die nächste Hürde des Auswahlverfahrens für die Deutsche Lufthansa zu bestreiten.

Zusätzlich zum Seminar, über welches ich bereits berichtet habe, haben wir uns Ende Mai mit insgesamt 6 Leuten, die für Juni oder Juli einen FQ-Termin bekommen haben, zusammengesetzt, um den gesamten Testablauf einmal gemeinsam durchzuspielen. Bedingt durch die Tatsache, dass ich bereits im Voraus ein Seminar besucht habe, habe ich dann des Öfteren auch mal die Psychologenrolle übernommen, was dazu geführt hat, dass ich den gesamten Ablauf auch einmal aus einer anderen Perspektive sehen konnte - in meinen Augen wirklich eine interessante Erfahrung. So haben wir also drei Tage lang Streitgespräche und Gruppenspiele simuliert, sowie Interviews geführt, in denen so manchem von uns ordentlich auf den Zahn gefühlt wurde, bis jeder von uns das Gefühl hatte, sich nach bestem Wissen und Gewissen vorbereitet zu haben. Für mich selbst war diese Art der Vorbereitung als Ergänzung zum Seminar gedacht, eine Art Generalprobe, ob ich die Sachen, die ich im Seminar gelernt habe, auch umsetzen konnte und in dieser Hinsicht war ich auch recht zufrieden mit mir - nur am Interview wurde bis zur letzten Minute gefeilt.

Am 4. Juli war es dann soweit, auf nach Hamburg! Am Flughafen angekommen habe ich dann noch zwei Mitstreiter für die folgenden Tage getroffen, mit denen es auch recht zügig in Richtung Hotel ging. Nach einigen Einkäufen holten wir noch eine sehr gute Freundin von mir am Flughafen ab, die für die Dauer der Tests mit mir nach Hamburg gekommen war - wahrlich ein Gefallen, den ich nie vergessen werde, danke dafür, Annika!
Abends sind wir dann alle gemeinsam beim Griechen essen gegangen, zusammen mit zwei Testteilnehmern vom Vortag, von denen ich einen aus unserer Vorbereitungsgruppe aus Düsseldorf kannte. Alleine die Tatsache, dass lediglich 3 von 10 Teilnehmern den Sprung in den zweiten Tag geschafft hatten, flößte uns dann noch einmal eine gehörige Portion Respekt vor den kommenden Tagen ein, sodass es dann auch relativ früh zurück ins Hotel ging, um fit für den nächsten Morgen zu sein...

5. Juli, 6:00 Uhr morgens - Tag der Entscheidung

Nach einer eher unruhigen Nacht ging es zum Frühstück, bei dem keiner von uns wirklich zugreifen konnte, die Anspannung stand uns allen ins Gesicht geschrieben. Man führe sich nur einmal vor Augen, dass knapp 10 Stunden später der Traum vom Fliegen für einige von uns zumindest bei der Lufthansa für immer vorbei sein würde - da fühlt man sich doch erst einmal etwas eigenartig...
Pünktlich um 8:00 Uhr standen dann 10 piekfeine junge Männer im Warteraum des DLR, gespannt darauf, was die kommenden Minuten und Stunden bringen würden. Zunächst ging es in einen Nebenraum, in dem uns von unserer Testleiterin der Ablauf des Tages vorgestellt wurde, bevor unser Auswahlkapitän uns die "Schablone" erläuterte, durch die wir passen müssten, um zum Lufthansa-Konzern zu passen. Nach dieser Einleitung wurden wir noch einmal kurz in den Warteraum gebeten, bevor es für die eine Hälfte ins Streitgespräch ging, während der Rest zur DCT-Einweisung gebeten wurde. Für mich ging es direkt ins Streitgespräch, zu allem Übel auch noch als erster! Wie dem auch sei, später können wir auch nicht wählen, wann wir wohin fliegen wollen, von daher - keep cool! Somit begann für mich auch direkt die Vorbereitungszeit, nach deren Ende ich von einer Psychologin abgeholt und in den Testraum geführt wurde. Das Gespräch dort lief meines Erachtens sehr gut, wichtig ist wirklich, dass man auf das Gegenüber eingeht und eine Bandbreite an Argumenten etc. parat hat, ansonsten kommt man hier nicht sonderlich weit. Darüber hinaus sollte man auch bedenken, dass es niemals eine Universallösung geben kann, oftmals kann auch schon der Weg das Ziel sein.
Nach dem Streitgespräch wurden die Gruppen dann getauscht, sodass als nächstes die DCT-Einweisung auf dem Programm stand, ganz zu schweigen von den großen Wartezeiten zwischen den einzelnen Tests. Darauf folgte dann mein erstes Gruppenspiel, in dem ich mir selbst noch ein wenig zu passiv vorkam, wobei wir als Gruppe wirklich gut zusammengearbeitet haben. Nichtsdestoweniger sind wir dennoch nicht fertig geworden...

1 Stunde Mittagspause - ab zum Bäcker

Nach der Mittagspause folgte dann der DCT, oder auch Straßenbeladetest. Die Einzeldurchgänge liefen dann auch mehr oder weniger gut, die Teamdurchgänge waren etwas durchwachsen - insgesamt durchschnittlich, hätte definitiv besser sein können. Im Anschluss daran folgte dann das letzte Gruppenspiel, was auch bei mir wesentlich besser lief als das erste, sodass ich dort mit einem guten Gefühl den Raum verlassen konnte. Nach diesem Test folgte erneut der längste und schlimmste Bestandteil des Auswahlverfahrens - das Warten...
Geschlagene zwei Stunden saßen wir im Warteraum und bangten um die Ergebnisse, bevor es dann gegen 17.30 Uhr so weit war, der erste aus unserer Gruppe wurde aufgerufen und der Daumen ging nach oben - Simulator um 8.45 Uhr. Für die verbleibenden 9 Leute bedeutete dies: Mindestens zwei weitere Kandidaten durften am nächsten Tag wiederkommen. Nach 3 weiteren Kandidaten, von denen jeder ein "Nein" mit auf den Weg bekam, war es dann so weit, ich war an der Reihe. In diesem Moment kommt einem der Flur einfach nur endlos lang vor und die Gedanken rasen - was ist, wenn es nicht gereicht hat?!

"Ja, Herr M. - der Daumen geht nach oben! Simulator um 7 Uhr und frühstücken Sie gut!"

 "Gott sei Dank, ich darf weiterträumen!", dachte ich mir, bedankte mich und trat den Rückzug in Richtung Warteraum an.


Nach mir gab es dann allerdings auch nur noch eine weitere Zusage für den kommenden Tag, sodass die Statistik nach dem ersten Tag gar böser Natur ist:

Angetreten: 10 [4x Seminarvorbereitung -> 3x ToPilots, 1x ATTC]
Nach Tag 1: 3 [2x Seminarvorbereitung -> 2x ToPilots]

Nach ein paar kurzen Telefonaten und SMS in Richtung Familie und Freunden mit dem Hinweis, dass die Hoffnung auf einen Cockpitplatz bei der Lufthansa noch immer existiert, ging es dann abends erneut zum Griechen - besonderen Respekt haben sich die Leute verdient, die trotz des Ausscheidens mit uns essen gegangen sind, das passiert wirklich nicht oft, also Hut ab, Ihr habt das echt mit Fassung getragen!

6. Juli, 5 Uhr morgens

Man sieht, es wird immer früher... Trotz der Uhrzeit war ich jedoch hochmotiviert, immerhin durften wir jetzt zum ersten Fall ansatzweise fliegerische Fähigkeiten im Simulator unter Beweis stellen, ein Test, auf den ich mich ganz besonders freute! Nach einigen Einweisungen und Probedurchläufen, in denen wir uns mit der Instrumentierung vertraut machen konnten, ging es dann ans Eingemachte - die 3 Testdurchgänge standen an. Ich kann nur sagen, dass der Test wahnsinnig viel Spaß macht und mit einer vernünftigen Motorik, sowie Mehrfachbelastbarkeit wirklich gut zu meistern ist! Entsprechend gut war auch mein Gefühl nach diesem Test, ich habe keinerlei große Fehler bemerkt, lediglich die Stoppuhr hat sich mir an zwei Stellen widersetzt, sodass ich mir insgesamt eine glatte 2 gab.
Vor diesem Hintergrund wollte ich mir im Warteraum noch einmal kurz meine Notizen ansehen und mich gedanklich auf das Interview vorbereiten, doch nach einem kurzen Schluck Wasser wurde ich, gerade meine Notizen in der Hand haltend, wieder abgeholt:

"Herr M., folgen Sie mir bitte, wir möchten jetzt das Interview mit Ihnen führen!"

Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick in Richtung Notizen und den Erfolgswünschen meiner zwei Mitstreiter ging es dann zum vorletzten Mal durch den endlos langen Flur in den Interviewraum, stets mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass das nun folgende Gespräch über meine berufliche Zukunft entscheiden würde...
An der Stelle muss ich wirklich sagen, dass sich die Vorbereitung in Form von Seminar, Interviewsimulationen, etc. wirklich gelohnt hat - das Interview lief wirklich gut, wirklich in die Ecke gedrängt wurde ich auch nicht, sodass es insgesamt wirklich ein recht harmonisches Gespräch war. Dennoch konnte ich hinterher nicht mit Bestimmtheit sagen, wie das Ergebnis denn nun aussehen würde, was ich nach erneutem Warten entgegen nehmen durfte... Man fühlt danach erst einmal gar nichts, so viel, wie man dort gefragt wird und erzählt, doch nach knapp zwei Minuten hatte das Warten ein Ende, Gedanken zu einem möglichen Ergebnis konnte ich mir somit zum Glück nicht großartig machen.

Ein letztes Mal ging es über den Flur, rein in den Interviewraum - kein Glückwunschschreiben auf dem Tisch... "Bitte nicht!", dachte ich mir nur, als ich gebeten wurde, noch einmal kurz Platz zu nehmen.

"Ja, Herr M. - wir wollen Sie nun nicht länger auf die Folter spannen, herzlichen Glückwunsch!" 

Bis ich realisiert hatte, was der Kapitän mir damit mitteilen wollte, hat es dann doch einen kurzen Moment gedauert, einen Moment, den ich nie vergessen werde. Das Gefühl ist echt unbeschreiblich, wenn man es schwarz auf weiß bekommt, dass alle Hürden der vergangenen Tage genommen wurden und lediglich die medizinische Untersuchung aussteht, bevor sicher ist, dass man einen Schulungsplatz an der LFT in Bremen zugesagt bekommt. Nach diesem Ergebnis war ich natürlich vor lauter Freude völlig aus dem Häuschen und bin direkt in den Warteraum gerannt, wo ich überschwänglich von meinen zwei Mitstreitern beglückwünscht wurde. Es ist wirklich einmalig, wie sehr sich andere Menschen in so einer Situation mit einem freuen können - auch das werde ich sicherlich nicht vergessen!


Anschließend ging es dann direkt nach draußen, um auch die Familie und Freunde davon in Kenntnis zu setzen, dass man es tatsächlich geschafft hatte - im kommenden Jahr sollte ich doch tatsächlich die Pilotenausbildung bei der Lufthansa beginnen können, natürlich vorausgesetzt, dass beim Medical keinerlei Probleme festgestellt werden.

Von den beiden Kandidaten nach mir hat dann leider nur noch einer die Zusage bekommen, sodass die endgültige Statistik so aussieht:

Angetreten: 10 [4x Seminar]
Nach Tag 1: 3 [2x Seminar]
Nach dem SIM: 3 [2x Seminar]
Nach dem Interview: 2 [2x Seminar]

Nach einem gemeinsamen Abschiedsessen im Vapiano in der Stadt ging es dann für Tobi, Annika und mich zum Flughafen, von wo aus wir unsere Heimreise antraten: Annika per Mitfahrgelegenheit, Tobi per Bahn, nachdem durch einen Radarausfall die Flüge nach Frankfurt gestrichen wurden, und ich per Flugzeug.

Zu meinem Glück durfte ich sogar vorne im Cockpit gen Heimat fliegen - ein Erlebnis, was ich mit Sicherheit auch niemals vergessen werde, genauso, wie ich die letzten zwei Tage niemals vergessen werde. Jetzt stand also nur noch das Medical an, wofür ich mich am folgenden Montag um einen Termin bemühen musste - es sollte der 18. Juli werden. Was mich dort erwartet hat, erfahrt Ihr im nächsten Beitrag, für heute reicht es wieder einmal.


Samstag, 25. August 2012

Kurze Empfehlung



Für Aviation-Fans sicherlich eine Empfehlung wert!

Im folgenden Post geht es dann mit der nächsten Runde des Auswahlverfahrens weiter.

Dienstag, 21. August 2012

Seminar - ja / nein?!

Mit dem Bestehen der Berufsgrunduntersuchung war also die erste Hürde genommen, auch wenn die Freude nur recht kurz andauerte, da direkt im Anschluss an diese anstrengende Testwoche in Hamburg die Klausurenphase wieder begann und zumindest für einen der zwei Leistungskurse gelernt werden wollte...

Nachdem dann soweit auch alle angeforderten Unterlagen wieder an die Verkehrsfliegerschule nach Bremen zurück geschickt worden waren, begann ich dann langsam, die Konsequenzen der bestandenen Berufsgrunduntersuchung zu realisieren: Ich machte mir bereits meine ersten Gedanken zur zweiten Auswahlhürde, der Firmenqualifikation. Dieser zweite Teil des Auswahlverfahrens ist, wie bereits angedeutet, ein Assessment-Center, in dem verschiedene Persönlichkeitsmerkmale der Aspiranten beobachtet und bewertet werden. Nun, da ich ja zu der Zeit noch immer zur Schule ging - 13 Jahre können lang sein - hatte ich natürlich, was solche Arten von Auswahlverfahren angeht, keinerlei Erfahrung vorzuweisen, ich war also in der Hinsicht noch "ziemlich grün hinter den Ohren". Dennoch wusste ich bereits aus einigen Recherchen, dass es kommerzielle Vorbereiter gibt, die Seminare zu solchen Auswahlverfahren anbieten, unter anderem welche, die speziell auf das Lufthansa-Auswahlverfahren zugeschnitten sind. Hierzu zählen beispielsweise ToPilots in Fürstenfeldbruck, S & P in Hamburg, sowie ATTC in Hamburg, München und Frankfurt.

Jetzt stellte sich mir natürlich die Frage, ob ich einen dieser Vorbereitungskurse belegen wollte, oder nicht und das ist durchaus eine Frage, über die man sich ausgiebig Gedanken machen sollte - immerhin ist die Chance darauf, einen Platz für die Pilotenausbildung bei der Lufthansa zu erhalten, verschwindend gering und auf das Leben gesehen eine einmalige Gelegenheit, da dieser Test nicht wiederholt werden darf. Somit begann ich also, mich bei jedem dieser Seminaranbieter ausführlich zu informieren und mir selbst darüber klar zu werden, ob ein solcher Kurs nun für mich Sinn machen würde, oder nicht. Auch mit Bekannten und meiner Familie habe ich mich darüber ausführlich unterhalten, sodass ich nach einigem Abwägen den Entschluss gefasst habe, einen solchen Kurs zu belegen. Meine Wahl fiel dabei dann auf das Vorbereitungsteam von ToPilots, nicht nur, weil es mit 899€ das Günstigste war, sondern vor allem deshalb, weil ich auch von Bekannten über diesen Seminaranbieter bereits sehr viel Positives gehört hatte. So kam es dann, dass ich mir eine Seminarwoche für Anfang April 2012 gebucht hatte - verglichen mit meinem FQ-Termin Anfang Juli natürlich reichlich früh, im Nachhinein bin ich jedoch recht froh darüber, da man dort nicht nur Dinge lernt, die bloß für die Firmenqualifikation relevant sind. 

Nichtsdestoweniger möchte ich meine Beweggründe für diese Entscheidung, ein Seminar zu belegen, an dieser Stelle kurz anführen:

1. Wie bereits angeführt, ist die Chance bei der Lufthansa eine einmalige Sache - einmal versagt, ist diese Tür zu, es sei denn, man klopft als fertig ausgebildeter Pilot noch einmal an. Wenn man dies im Hinterkopf hat, dann möchte man natürlich alles tun, um bestmöglich vorbereitet zu den Tests zu erscheinen, vor allem, wenn man noch keinerlei Erfahrungen mit solchen Auswahlverfahren besitzt.

2. Man lernt den Testablauf im Groben schon einmal kennen, sodass man in Hamburg nicht ganz ins kalte Wasser geworfen wird. Natürlich ist die Situation dort noch einmal eine Spur anders, aber es gibt einen gewissen Wiedererkennungswert, der für den ein oder anderen vielleicht durchaus von Vorteil ist.

3. Dadurch, dass man den Ablauf im Groben kennt und nichts gänzlich Neues getestet wird, geht man selbstbewusster und ruhiger an die eigentlichen Tests heran und kann sich besser auf die Aufgaben an sich konzentrieren.

Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung dann auch relativ zügig gefallen, sodass ich in der ersten Woche meiner Osterferien, während andere Menschen fleißig für ihr Abitur gelernt haben, im Flugzeug nach München saß, um mich mit Auswahlhürden zu beschäftigen. Manch einer mag jetzt vermuten, dass ich vor meiner Abiturvorbereitung geflohen bin - das möchte ich an dieser Stelle dann doch ganz gerne dementieren!

Wie dem auch sei, insgesamt gliederte sich das Seminar bei ToPilots in fünf verschiedene Teile, den Wochentagen entsprechend:


Am Montag begannen wir mit einer kurzen Vorstellung, wie das Seminar ablaufen sollte und nach kurzen Rückfragen ging es auch direkt mit der ersten Trainingsrunde los: Ein Gruppenspiel stand auf dem Plan, bei dem wir mit 5 Leuten eine Aufgabe zu bearbeiten hatten. Jeder hatte natürliche individuelle Ziele und es gab ein Gruppenziel - alle Ziele sollten natürlich erreicht werden. Dass das mit 5 Leuten und somit auch 5 Meinungen innerhalb eines gesetzten Zeitrahmens nicht allzu einfach ist, kann man sich wahrscheinlich denken... Entsprechendes und vor allem auch ausführliches Feedback folgte dementsprechend, sowohl Gruppenfeedback, als auch Feedback für jeden Einzelnen aus unserer Gruppe, sodass wir allesamt erst einmal beschäftigt waren. Wer hätte gedacht, dass man unbewusst so viele Fehler machen kann?!
Nach dem Feedback folgte dann die Einweisung in einen der beiden Computertests, den DCT [= Dyadic Cooperation Test]:



©: Skytest



Das Ziel ist es, gemeinsam mit einem Partner die 4 Straßen innerhalb eines gewissen Zeitrahmens optimal mit Gewichten [-> Tabelle!] zu beladen und möglichst viele Punkte zu sammeln.
Nach der Einweisung und einer wohlverdienten Mittagspause ging es dann weiter mit Streitgesprächen. Jeder der Seminarteilnehmer bekam eine Konfliktsituation, die nach 10 Minuten Vorbereitungszeit mit einem Psychologen als Gesprächspartner geklärt werden sollte - natürlich vor der gesamten Gruppe, da so der Lerneffekt für alle am größten war.

Am Dienstag wurden dann weitere Streitgespräche geführt, natürlich auch immer mit ausführlichem Feedback. Darüber hinaus gab es für uns alle die Einweisung in den Simulator-Test, den wir dann nach eigenem Ermessen üben konnten, wann immer wir die Zeit dafür fanden. Nach der Mittagspause fanden zwei Gruppenspiele statt, wobei die pausierende Gruppe sich parallel mit dem DCT oder SIM beschäftigt hat.

Am Mittwoch folgte dann das, vor dem wir uns alle gefürchtet hatten - das Interviewtraining. Zum Glück habe ich es an dem Tag geschafft, mein Interview für den Folgetag zu bekommen - wollte ich doch lieber noch ein Gruppenspiel machen, da meine Leistung dort eher etwas schlechter als gewünscht war. In der freien Zeit wurde natürlich immer weiter fleißig für den DCT oder den SIM trainiert, zumal, da zum Abschluss ein "Checkflug" im SIM anstand.

Donnerstag war dann der Tag der Abrechnung - Zeit für das Interview. Dieses Gespräch ist schon arg unangenehm, hier lernt man echt, dass es immens wichtig ist, seine eigenen Stärken und Schwächen, sowie die Motivation genau zu kennen - sei es auf eine angenehme Art und Weise oder eben auf die harte Tour, wenn man sich in der Hinsicht noch nicht wirklich vorbereitet hat. Jedenfalls wusste ich danach definitiv, was ich noch aufzuarbeiten hatte - so auseinandergenommen wurde ich schon lange nicht mehr!

Dem entgegen stand dann der Checkflug im SIM am Freitag, der ganz hervorragend war, sodass ich zumindest in diesem Teil des Tests keine besonderen Defizite aufzuarbeiten hatte.

Aber was habe ich denn nun aus diesem Seminar gelernt?!

1. Authentisches Auftreten ist das Wichtigste - wer sich verstellt, der fliegt! Und zwar nicht im Cockpit...

2. Ein Seminar ersetzt niemals eine eigene Vorbereitung - es dient als Ergänzung dazu!

3. Wer wirklich alles, was man im Seminar gesagt bekommt, ernst nimmt, der verstellt sich automatisch und sei es auch nur in der Hinsicht, dass man sich dann besonders korrekt gibt. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, was man von einem solchen Seminar mitnimmt - alles für bare Münze zu nehmen kann schnell nach hinten losgehen!

In diesem Sinne ging es dann auch nach einer anstrengenden, aber lehrreichen Woche wieder gen Heimat, natürlich mit der Lufthansa! Jetzt stand dann erst einmal Lernen an, schließlich wollten noch ein paar Abiturklausuren geschrieben werden...

Happy landings!

Sonntag, 12. August 2012

Runde 1 - Die Berufsgrunduntersuchung

Bereits nach meinem Urlaub lag gegen Mitte August die Bestätigung im Briefkasten, dass meine Bewerbung bei der Lufthansa eingegangen sei. Mit diesem Schreiben begann also für mich praktisch schon die Vorbereitung auf das Auswahlverfahren, da dem Brief die Zugangsdaten für das Coaching-Portal des Deutschen Instituts für Luft- und Raumfahrt beigelegt waren. Auf dieser Internetseite konnten dann die sogenannten CBTs [Computer Based Trainings], die der Vorbereitung auf die erste Testhürde dienen sollten, heruntergeladen werden. Insgesamt gab es zehn verschiedene Trainingsprogramme, die einen Einblick in die geforderten Anforderungen bei der Berufsgrunduntersuchung geben sollten.

Insgesamt werden im ersten Testabschnitt der Lufthansa folgende Merkmale bei den Bewerbern getestet:

Zum einen sind natürlich die drei Wissensbereiche Mathematik, Physik und Englisch zu nennen. Hier dürfte es wohl jedem Bewerber noch am leichtesten fallen, sich selbst und seine Fähigkeiten bis zu einem gewissen Grad einzuschätzen - gerade, wenn man noch zur Schule geht, wird man sich dort ein relativ gutes Bild von seinen Fähigkeiten machen können. So war es zumindest bei mir: Nachdem ich die Trainingsprogramme zu diesen drei Wissensbereichen bearbeitet hatte, war mir sehr schnell klar, dass ich besonderen Nachholbedarf in Physik hatte - hatte ich beim ersten Durchgang des Programms doch gerade einmal knapp 60% der Fragen korrekt beantworten können. Anders sah das Ganze dann schon bei Mathematik und Englisch aus, hier lagen die Werte im oberen Bereich der 80%-Marke. Vor diesem Hintergrund habe ich dann auch für mich entschieden, dass ich mich komplett auf Physik fokussieren wollte - mit guten Noten und Kenntnissen in den anderen beiden Bereichen habe ich also dort auf eine Vorbereitung quasi verzichtet.

Anders sah das Ganze dann in den anderen Bereichen aus, die getestet werden sollten:

Hier standen zum einen die Konzentrationsfähigkeit und die Mehrfachbelastung der Bewerber auf dem Programm, wobei auch besonderer Wert auf visuelle und akustische Merkfähigkeit, sowie räumliches Vorstellungsvermögen und Wahrnehmungsgeschwindigkeit gelegt wurde. Die Trainingsprogramme an sich sind in der Regel so aufgebaut, dass es verschiedene Schwierigkeitsstufen gibt, wobei in Hamburg in etwa auf dem höchsten Level getestet wird.

Soviel also zu den Trainingsprogrammen an sich - mit den Zugangsdaten begann dann also die Vorbereitungsphase für mich. Zuerst natürlich ganz entspannt und eher zum Spaß, da einige dieser Programme doch durchaus interessant waren - nicht nur zum Training für die Berufsgrunduntersuchung. Wirklich ernsthaft wurde die Vorbereitung dann Mitte September, der endgültige Termin für die Berufsgrunduntersuchung stand fest: Es sollte der 18. November werden, an dem ich zum Test nach Hamburg eingeladen wurde. Knapp zwei Tage nach Erhalt des Termins waren bereits Flug und Hotel gebucht und auch die Beurlaubung von der Schule war genehmigt - eine Vorbereitung ohne Hindernisse konnte an dieser Stelle also beginnen...
Sollte man meinen, oder? Pustekuchen, etwa einen Monat nach der Bewerbung bei der Lufthansa habe ich mir gedacht, dass man sich auch bei der Deutschen Flugsicherung für die Ausbildung zum Fluglotsen bewerben könnte - somit hätte man dann zumindest schon einmal eine Alternative in der Hinterhand. Die Quittung dafür bekam ich eine Woche nach dem Brief der Lufthansa mit meinem Termin für die Berufsgrunduntersuchung: Ich sollte für den ersten Test der DFS [Deutsche Flugsicherung] am 14. und 15. November in Hamburg erscheinen - damit war dann sehr schnell für mich klar, dass dies eine anstrengende Woche werden würde. Erschwerend kam dann hinzu, dass diese Woche die einzige freie Woche zwischen den zwei Klausurphasen der Jahrgangsstufe 13 war - ein Verschieben der Termine kam für mich also nicht in Frage. In diesem Sinne habe ich dann parallel zu den Klausurvorbereitungen die verschiedenen Trainingsprogramme der DFS und der Lufthansa durchgearbeitet, zunächst nur mit mäßigem Erfolg, doch mit der Zeit wurden die erreichten Werte dort auch immer besser. In der Schule selbst habe ich dann noch als Vorbereitung für die Tests in Mathematik, besonders Kopfrechnen, den Taschenrechner einfach mal im Unterricht in der Tasche gelassen und mich so auch durchaus in diesem Bereich noch ein wenig verbessern können.
Nebenbei musste dann noch ein wenig Physik aufgearbeitet werden - hierfür habe ich mir noch "Denksport Physik" angeeignet, sowie ein im Forum kursierendes Physik-Skript durchgearbeitet.

So geschah es dann also, dass ich einen Tag nach den Tests für die Flugsicherung - die übrigens negativ ausfielen - erneut nach Hamburg gereist bin. Bereits im Voraus haben wir uns über Facebook mit ein paar Leuten zusammengefunden, die am selben Tag zum Test antreten sollten, sodass wir uns bereits am Vortag mittags getroffen haben. Gemeinsam sind wir dann noch für den nächsten Tag einkaufen gegangen - durchaus wichtig, denn knapp 10 Stunden mit einer einzigen langen Pause sind schon lange, besonders ohne etwas im Magen... Anschließend sind wir dann noch etwas essen gegangen, bevor es dann auch relativ schnell wieder auf die Hotelzimmer ging, um am nächsten Morgen ausgeruht zu sein.

Jetzt wird's ernst

Gegen 6 Uhr am nächsten Morgen klingelte der Wecker - der Tag war gekommen, an dem man seine Fähigkeiten unter Beweis stellen musste, um einen Schritt weiter in Richtung Pilotenkarriere gehen zu können. Nach einem mehr oder minder ausgiebigen Frühstück ging es dann zum DLR [Deutsches Institut für Luft- und Raumfahrt], der Testbeginn war auf 8:00 Uhr angesetzt. Nach einer kurzen Einführung wurde einer der Bewerber wieder nach Hause geschickt, da eine bestimmte Anzahl an Computern frei bleiben musste, damit im Falle von Computerdefekten Ersatzgeräte zur Verfügung standen. Gegen 8:30 ging es dann endlich mit den eigentlichen Tests los. Nach jeweils zwei Tests folgten zehn Minuten Pause. Im Folgenden sind ein paar der Tests kurz mit einer Erklärung aufgeführt:

VMC [Visuelle Merkfähigkeit]:

Hierbei geht es darum Symbole mit vorhergegangenen Symbolen zu vergleichen und zu sagen, ob diese übereinstimmen. Begonnen wurde damit, das Symbol, welches 2 Symbole zurückliegt, mit dem vorliegenden Symbol zu vergleichen. Nach diesem ersten Durchlauf folgten zwei Durchgänge mit Symbolen, die 3 Symbole zurücklagen, zwei Durchgänge mit Symbolen, die 4 Symbole zurücklagen und ein Durchgang mit Symbolen, die 5 Symbole zurücklagen. Dies war durchaus einer der Tests, der es in sich hatte, gerade bei den letzten Durchgängen wurde häufig nur noch auf die Symbolfarbe und nicht mehr auf das Symbol an sich geachtet. Eine Taktik, die durchaus häufiger großen Anklang findet...


©: Skytest



In diesem Beispiel müsste man also, wenn 4-back gefragt ist, beim letzten Symbol auf "ja" klicken, da das erste und fünfte Symbol übereinstimmen.

TVT [Technik]:

Der erste der beiden Physiktests, wenn auch nicht ganz so theorielastig - hier hatte ich wirklich großen Respekt vor, gerade vor dem Hintergrund, dass bereits in der Vorbereitung Physik mein Sorgenkind war. Dennoch war der Test nicht ganz so schlimm, wie ich es erwartet habe, viele der Aufgaben ließen sich mit logischem Denken lösen, bei einigen war natürlich auch ein gewisses Hintergrundwissen gefragt. Ein technisches Grundverständnis sollte man jedoch mitbringen.

RMS [Akustische Wahrnehmung:]

Hierbei geht es darum, dass man eine Zahlenreihe vorgelesen bekommt, deren Ende man nicht kennt. Reißt die Zahlenkette ab, so muss man so viele Zahlen wie möglich in umgekehrter Reihenfolge im Eingabefeld wiedergeben. Hierzu ein kleines Beispiel:
Zahlenreihe: 123456789 Eingabefeld: 987654321
Zu diesem Test muss man nicht allzu viel sagen, lief gut.

MIC [Mehrfachbelastung]:

Dieser Test ist eine arg vereinfachte Form eines Simulators - ich wusste natürlich, dass dieser Test vorkommt, war jedoch in der Vorbereitung mit anderen Sachen beschäftigt, sodass ich ganz vergessen habe, mir das Vorbereitungsskript, welches vom DLR zur Verfügung gestellt wurde, anzusehen. Dumm gelaufen, aber da musste ich jetzt durch. Vor Ort gibt es jedoch eine ausgiebige Übungsphase, sodass dieser Fauxpas nicht sonderlich ins Gewicht fiel. Es ging darum, verschiedene Parameter, wie Höhe und Geschwindigkeit, auf einem bestimmten Wert zu halten und bei Abweichungen diese zu korrigieren. Nebenbei sollten noch Akustikaufgaben bearbeitet werden und die Abweichungen waren teilweise richtig biestig vom Computer herbeigeführt, sodass man alle Hände voll zu tun hatte. Spaß gemacht hat das Ganze dann im Endeffekt aber trotzdem:


©: Skytest




Es folgten noch zwei verschiedene Tests zu Mathematik, 1x schriftlich, 1x Kopfrechnen, sowie Englisch und ein weiterer Physiktest. Hinzu kamen noch zwei Tests zu räumlichem Vorstellungsvermögen. Hier musste man beispielsweise einen Würfel nach akustischen Ansagen im Kopf drehen, wobei an einer bestimmten Stelle ein Kreuz auf dem Würfel ist. Nach dem Ende der Ansagen sollte man wiedergeben können, an welcher Stelle sich das Kreuz befindet.
Auch diese Tests waren im Prinzip alle gut machbar, es ist bloß wichtig, sich vernünftig vorzubereiten. Besonders die Wissensbereiche haben es teilweise in sich...
Gegen 17.30 Uhr konnten wir dann den Testraum verlassen, die Berufsgrunduntersuchung war an dieser Stelle beendet. Erschöpft, aber zufrieden und mit dem Wissen, dass ich mein Bestes gegeben habe, konnte ich mich dann auch recht froh darüber, dass damit das Lernen vorerst ein Ende hatte, auf den Heimweg machen.

Fakt ist jedoch, dass die Berufsgrunduntersuchung eine wirklich tolle Erfahrung war - unabhängig vom Ausgang lernt man dadurch seine eigenen Stärken und Schwächen in diversen Bereichen richtig gut kennen und einzuschätzen und dem ein oder anderen kann ein solcher Test auch durchaus Spaß machen!

Das Ergebnis dieses ersten Tests ließ nicht allzu lange auf sich warten, 5 Tage später lag der DIN A5 Umschlag im Briefkasten:

"Sie haben die Berufsgrunduntersuchung am 18. November bestanden, herzlichen Glückwunsch!"

Die Freude darüber war natürlich groß, war doch die erste Hürde auf dem Weg zum Piloten gemeistert. Im Folgenden wurden dann diverse Unterlagen - unter anderem ein Auszug vom Kraftfahrtbundesamt - angefordert und in Bremen eingereicht, um einen Termin für die anstehende Firmenqualifikation, die zweite Hürde des Auswahlverfahrens, zu erhalten. Darüber hinaus hatte ich mit der Entscheidung zu kämpfen, ob ich für diese Hürde ein professionelles Vorbereitungsseminar besuchen wollte, oder nicht. Letztendlich habe ich mich für ein solches Seminar entschieden - wie das ganze ablief, warum ich zu dieser Entscheidung gekommen bin und einiges mehr folgt dann im nächsten Beitrag. Für heute reicht es erst einmal wieder!

Samstag, 4. August 2012

Vorwort - Motivation und Bewerbung

Hallo und ein herzliches Willkommen, liebe Leser, auf meinem Blog!

Hiermit möchte ich all denjenigen Leuten, die mich durch das letzte Jahr und natürlich auch die Zeit vorher begleitet haben, einen Einblick in meine Pilotenausbildung bei der Lufthansa geben. Zwar liegt der Ausbildungsbeginn an sich noch in weiter Ferne, dennoch möchte ich die Möglichkeit nutzen, bevor es endlich losgeht, einen Überblick über meine Motivation, den Bewerbungsprozess an sich und so einige weitere interessante Dinge, die damit einhergehen, zu geben.
In diesem Sinne möchte ich mit der Motivation beginnen, die bei mir einen relativ frühen Ursprung hat. Angefangen hat das Ganze mit dem Simulatorfliegen meines Vaters, als ich selbst noch relativ jung war. Mit zunehmendem Alter durfte ich dann auch hin und wieder mal an den Computer, um ein wenig zu "fliegen" - vor dem Hintergrund meines Alters handelte es sich damals wohl eher um unkontrollierte Abstürze, aber nichtsdestotrotz war ich davon fasziniert, mit einem so kleinen Controller etwas so Großes steuern zu können, selbst, wenn es nur virtuell war... Mit einem Umzug in Kindertagen in die unmittelbare Nähe eines Sportflughafens hat sich dann auch die Motivation weiter entwickelt, spätestens, als ich selbst zum ersten Mal beim Tag der offenen Tür mitfliegen durfte. Von da an war ich dann nicht mehr zu bremsen, unbewusst reifte immer weiter der Wunsch, irgendwann einmal selbst ein Flugzeug steuern zu dürfen. Als mit der Oberstufe dann auch die Berufsorientierung immer mehr Einzug in unser Schülerleben gefunden hatte, waren wir natürlich dazu gezwungen, in uns zu gehen und uns wirklich einmal Gedanken dazu zu machen, was wir denn später einmal machen möchten. Von diesem Tag an reifte mein Entschluss, mich in den kommenden Jahren auf jeden Fall für eine Pilotenausbildung zu bewerben - schließlich bestand damit die Möglichkeit, nicht nur das Fliegen selber, sondern auch mein größtes Hobby, das Reisen, zum Beruf zu machen. Mit diesem Entschluss begann dann auch die eigentliche Recherche dazu, wo überhaupt eine Pilotenausbildung möglich sei, wie das Ganze aufgebaut ist und vor allem, was das Ganze überhaupt kostet.

Hier gibt es grundsätzlich erst einmal zwei verschiedene Varianten:

Zum einen existiert die wohl bessere und auch deutlich sicherere Variante, eine Pilotenausbildung in Kooperation mit einer Fluggesellschaft zu machen. Im deutschsprachigen Raum gibt es derzeit noch vier Fluggesellschaften, bei denen man sich unabhängig voneinander bewerben kann, da die Auswahlverfahren auch über vier verschiedene Anbieter betrieben werden. Diese vier Fluggesellschaften sind:

1. Lufthansa oder Austrian Airlines
2. Swiss
3. Air Berlin
4. Fly Niki

Der Vorteil einer Pilotenausbildung in Kooperation mit einer Fluggesellschaft ist ganz einfach der, dass man zumindest eine gewisse Aussicht auf Anstellung bei dieser Gesellschaft hat und häufig die Kosten der Ausbildung, die sich auf knapp 120000€ insgesamt belaufen, wovon der Schüler in der Regel 60000€ selber zu tragen hat, vorfinanziert werden.

Die andere Alternative wäre, die gesamte Ausbildung privat zu finanzieren und an einer Flugschule, wie beispielsweise der Intercockpit, der Flight Crew Academy oder der RWL, zu absolvieren. Hier müssen die gesamten Ausbildungskosten jedoch bereits während der Ausbildung bezahlt werden, sodass häufig ein Kredit aufgenommen werden muss und man bereits mit einem großen Berg an Schulden im Nacken auf Jobsuche geht - dass der Druck, die diversen Einstellungstests der Airlines zu bestehen, um auf eine Anstellung hoffen zu können, in dem Fall wesentlich größer ist, sollte selbstverständlich sein. Man geht also, sollte man diesen Weg einschlagen, ein enormes Risiko ein, letztendlich arbeitslos mit einer Menge an Schulden und häufig ohne einen alternativen Berufsabschluss auf der Straße zu sitzen. Inwieweit man dazu bereit ist, ein solches Risiko auf sich zu nehmen, das muss jeder für sich selbst entscheiden - ich wäre diesen Weg auf keinen Fall gegangen.

Vor diesem Hintergrund war mir sehr schnell klar, dass meine Priorität darauf liegen würde, mich zunächst einmal bei der Lufthansa zu bewerben. Gesagt, getan - noch an dem Tag, an dem mir mein Zeugnis 12.2 ausgehändigt wurde, fertigte ich die Online-Bewerbung für die Lufthansa an und schickte sie ab. Einen Tag später ging es dann bereits in Urlaub. Manch einer mag an dieser Stelle vielleicht kritisieren, dass das Ganze doch arg überstürzt wirkt - mein Hintergedanke war ganz einfach der, dass ich relativ früh, möglichst noch zu meiner aktiven Schulzeit, wissen wollte, wie es für mich nach der Schule weitergeht. Auch vor dem Hintergrund, dass meine Begeisterung für diesen Beruf in den vergangenen Jahren stets weiter zugenommen hat, war mir sehr schnell klar, dass ich einfach nicht mehr länger warten wollte. So kam es, dass während meines Urlaubs auf Sri Lanka ein Brief der Lufthansa seinen Weg in meinen Briefkasten fand, in dem mir der Eingang meiner Bewerbung bestätigt wurde. Eine Einladung zum ersten Eignungstest, der Berufsgrunduntersuchung sollte in absehbarer Zeit folgen.

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs, in dem das Bewerbungsverfahren der Lufthansa kurz erklärt wird:

Grundsätzlich gliedert sich das Verfahren ab der Online-Bewerbung in drei verschiedene Testabschnitte:

1. Berufsgrunduntersuchung
2. Firmenqualifikation
3. Medical / Fliegerärztliche Tauglichkeitsüberprüfung

In der einen Tag dauernden Berufsgrunduntersuchung werden die Grundfertigkeiten, über die Pilotenanwärter verfügen sollten, überprüft. Hierzu gehören Mathematik, Physik, Englisch, Konzentrationsvermögen, Merkfähigkeit, räumliches Vorstellungsvermögen, Wahrnehmungsgeschwindigkeit, Mehrfachbelastung und sensomotorische Koordination. Für diesen Test bekommt man vom Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt Vorbereitungsmaterialien gestellt, mit denen man sich auf den Test vorbereiten kann. Ist diese erste Hürde gemeistert, so folgt der zweite Testabschnitt, die zweitägige Firmenqualifikation. Hier steht hauptsächlich die Persönlichkeit der Bewerber im Vordergrund. Diese wird anhand von Gruppenspielen, Streitgesprächen und einem Kooperationstest bewertet. Fällt dieser Teil des Tests positiv aus, so geht es am nächsten Tag in eine vereinfachte Form eines Flugsimulators, in dem fliegerische Grundfertigkeiten unter Beweis gestellt werden sollen. Sind auch diese zufriedenstellend, so folgt das abschließende Bewerbungsgespräch mit einem Auswahlkapitän der Lufthansa und zwei Psychologen. Wenn all diese Hürden erfolgreich gemeistert wurden, steht nur noch die fliegerärztliche Tauglichkeitsüberprüfung an, bevor es dann endlich heißt:

Herzlichen Glückwunsch und herzlich Willkommen bei der Deutschen Lufthansa!

In diesem Sinne beenden wir an dieser Stelle den kleinen Exkurs hierzu - die Einladung zur Berufsgrunduntersuchung lag gegen Ende der Sommerferien im Briefkasten, es sollte der 18. November 2011 werden, an dem ich in Hamburg zur ersten Runde antreten durfte. Wie es mir dort ergangen ist und wie meine Vorbereitung dafür aussah, das gibt es dann im nächsten Beitrag...