Dienstag, 4. September 2012

Das Medical - Hürde Nummer 3

Das Besteher-Schreiben in den Händen und noch immer völlig euphorisiert kümmerte ich mich so schnell wie möglich um einen Termin für das Medical, um auch diese letzte Hürde möglichst zeitnah hinter mich bringen zu können. Letztendlich bekam ich dann auch einen Termin, der noch vor meinen Erwartungen lag, es sollte der 18. Juli werden. Mit der telefonischen Bestätigung wurde ich dann auch gebeten, einige Formulare, die in den kommenden Tagen per Post kommen sollten, auszufüllen und nach Bremen zu schicken oder sogar zum Medical nach Frankfurt mitzunehmen. So kam es, dass bereits am nächsten Tag ein recht dicker Umschlag der Lufthansa im Briefkasten lag und ich dadurch bedingt einiges an Papierkram zu erledigen hatte.
Mit dieser Vorarbeit begann dann auch die Planung von An- und Abreise nach Frankfurt, die sich dann doch als relativ tückisch herausstellte. Wir sollten uns zwischen halb acht und 8:00 Uhr an der Lufthansa-Basis in Frankfurt einfinden, allerdings ohne Auto, da durch ärztlich bedingte Pupillenerweiterung das Führen von Kraftfahrzeugen für die nächsten 24 Stunden nicht möglich sei. Nächstes Problem: Der ICE wäre erst um 7:35 Uhr in Frankfurt gewesen. Was blieb mir also anderes übrig, als zu fliegen, wenn ich pünktlich kommen wollte? Gegen das Fliegen selber hatte ich natürlich überhaupt nichts, bloß die Preise für relativ spontane Buchungen sind ein wenig teuer, aber was soll's?
Somit ging es dann am 18. Juli morgens um kurz nach 6:00 Uhr mit der Lufthansa nach Frankfurt, zu meinem Glück wieder mit Pilotenperspektive - ein Ausblick, der gerade bei bestem Wetter und um diese Uhrzeit so manches Herz höher schlagen lässt. Am Frankfurter Flughafen hatte ich mich dann mit einem weiteren Kandidaten verabredet und gemeinsam ging es dann zum medizinischen Dienst der Lufthansa, um sich der letzten Hürde des Auswahlprozesses zu stellen. Dort erhielten wir dann zum allerersten Mal unseren eigenen Lufthansa-Ausweis, wenn auch nur als Besucher und nur für diesen Tag...



Relativ zügig wurde uns dann auch der Tagesablauf skizziert: Jeder von uns wurde mit einem "Laufzettel" ausgestattet, auf dem knapp 10 verschiedene ärztliche Stationen aufgeführt waren, die wir zu durchlaufen hatten. Alle Ergebnisse wurden dann in einer beiliegenden Mappe gesammelt, die beim Verlassen des Geländes am Empfang abgegeben werden sollte.
Zuallererst ging es für uns zum Labor, wo wir Haare, Blut und Wasser lassen durften - man  hat danach übrigens keine drei kahlen Stellen am Kopf, wie es ganz gerne mal erzählt wird. Anschließend ging es für mich direkt zum EEG, der Hirnstrommessung. Mit einem tollen Elektrodenhelm ausgestattet sitzt man knapp 20 Minuten im Dunkeln und soll abwechselnd ruhig atmen und hyperventilieren. Darüber hinaus bekommt man gegen Ende auch noch ein Stroboskop vor die Augen gehalten, sodass es gar nicht mal so einfach ist, "ganz ruhig", wie die nette Dame immer sagte, zu bleiben. Im Anschluss daran ging es dann zum ersten Sehtest, dem räumlichen Sehen - ein Test, nachdem man erst einmal überall rote Punkte sieht, da man knapp 10 Minuten irgendwelchen roten Punkten hinterherklickt. Darauf folgte der erste Besuch bei der Augenärztin, bevor es wieder zurück in den Warteraum ging. Hier folgte nun der Teil, vor dem ich den größten Respekt hatte: Die Augen sollten getropft werden, bevor weitere Augenuntersuchungen durchgeführt werden sollten. Zwischen den einzelnen Tropfintervallen ging es dann für mich noch zur Begutachtung durch den Fliegerarzt, sowie zum Hörtest. Da man zwischendrin natürlich auch mal gerne etwas trinken oder essen wollte, bat ich eine der Schwestern um Rat, wo man sich am ehesten mit Getränken eindecken konnte, schließlich durfte ich im Flugzeug ja keine Flüssigkeiten mitführen. So kam es, dass ich an einen Getränkeautomaten verwiesen wurde. Dies war womöglich die lustigste Situation während des gesamten Medicals, da man mit getropften Augen natürlich überhaupt nicht mehr klar sehen, geschweige denn lesen konnte, doch auch mit dieser Herausforderung wurde ich fertig. Man wirft einfach immer ein wenig Geld in den Automaten und drückt auf das gewünschte Getränk - irgendwann wird schon genug Geld eingeworfen worden sein, um ein Getränk zu erhalten. Ich weiß allerdings bis heute nicht, wie viel Geld die Cola dort gekostet hat, schließlich konnte ich ja nicht einmal mein Kleingeld erkennen. Fakt war jedoch, dass ich dann endlich etwas trinken konnte...
Anschließend ging es dann also erneut zur Augenärztin, wo noch einige Untersuchungen gemacht wurde und mir zum Abschluss dort gesagt wurde, dass an meinen Augen nichts auszusetzen sei. Jetzt standen also nur noch der Besuch bei der HNO-Ärztin und das Belastungs-EKG, sowie das Drogenfreiheitsgespräch aus, bevor auch das Medical für mich gelaufen war. Nach ein paar Gleichgewichtsübungen, simuliertem Druckausgleich, ein paar Umdrehungen auf dem Fahrrad und dem Gespräch über Alkohol- und Drogenkonsum war es dann so weit: Mit einem guten Gefühl und dem mündlichen "Ok" waren wir entlassen, der schriftliche Bescheid sollte in 3-5 Wochen folgen, da die Blutanalyse, die Haaranalyse, sowie der HIV-Test noch ausgewertet werden musste.
Nach einem gemeinsamen Essen trennten sich dann unsere Wege am Flughafen: Für mich ging es pünktlich per Flugzeug zurück nach Düsseldorf, die anderen zwei Kandidaten, beide für den ILST-Studiengang der Lufthansa vorgemerkt, traten den Rückweg per Bahn, bzw. Mitfahrgelegenheit an.
Nach exakt zwei Wochen kam bereits Post von der Lufthansa: Medical bestanden, geplanter Schulungsbeginn ist im Mai 2013. Weitere Details sollten im Oktober folgen, wenn die Planungen für das kommende Jahr abgeschlossen sind. Mal schauen, wie und wann es dann für mich weitergeht...
In diesem Sinne schließe ich mit diesem Beitrag die Akte des Auswahlprozesses und warte nun sehnsüchtig auf Oktober, wenn endlich ein Datum für den Lehrgangsstart feststeht.
Vielleicht weiß ich ja bereits nach meinem Urlaub mehr...

Happy landings! 

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