Montag, 15. Dezember 2014

Fliegen lernen in der Wüste - Phase 1

Seit fast einem Monat bin ich mittlerweile hier im Airline Training Center Arizona, doch wirklich Zeit zum Bloggen habe ich bis heute nicht gefunden. Grund dafür ist, dass uns die Fliegerei hier doch ziemlich auf Trab hält und die freien Tage auch einfach viel zu wertvoll sind, um sich zu erholen, statt vor dem Laptop zu sitzen.
Aus diesem Grund habe ich mich bisher auch nicht zu Wort gemeldet, dafür wird der heutige Eintrag dann ein wenig länger.
Wie bereits im letzten Eintrag angedeutet, bin ich im Gegensatz zur Mehrheit unseres Kurses 3 Tage eher in die USA geflogen, genauer gesagt nach San Francisco. Gemeinsam mit 2 Kurskollegen ging es am 15. November früh morgens von Düsseldorf aus nach Frankfurt, von wo aus wir dann die Reise nach Kalifornien antraten. Gegen 10:00 Uhr ging es los, pünktlich wie es sein sollte und dank eines kräftigen Rückenwindes waren wir knapp 1h eher als geplant am Ziel. Mit 9h Zeitdifferenz zu Deutschland hatten wir praktisch "nur" 3h verloren, sodass wir noch den gesamten Nachmittag in San Francisco hatten. Gewohnt haben wir für die 3 Tage in Berkeley, also ein wenig außerhalb der Stadt, bei einem Bekannten meines Kurskollegen. Am nächsten Tag stand Sightseeing an, sodass wir uns mit Fahrrädern bewaffnet auf den Weg in Richtung Stadt machten und den gesamten Tag genutzt haben, um so viel wie nur irgendwie möglich von San Francisco zu sehen. Sehr viel mehr wäre wohl auch nicht drin gewesen, alles in allem waren wir gut unterwegs, sodass wir abends wie tot ins Bett fielen. Den nächsten Tag verbrachten wir zu Fuß und erkundeten China Town, sowie einige andere Dinge, die wir am Vortag nicht mehr geschafft hatten, bevor wir abends praktisch schon wieder unsere Sachen packen konnten, da es am Folgetag bereits nach Phoenix gehen sollte, um mit dem Rest unseres Kurses zusammenzutreffen.
Auch, wenn die 3 Tage eher anstrengend und nicht wie Urlaub waren, ist San Francisco absolut eine Reise wert - 3 Tage hingegen sind wirklich zu wenig. Die Stadt bietet so viel, dass man sich schon eine Woche nehmen sollte.


Angekommen in Phoenix verbrachten wir die ersten paar Tage damit, Administratives zu erledigen. Hierzu zählten unter anderem die Uniformausgabe, viele, viele, viele Fingerabdrücke, der Antrag für einen amerikanischen Führerschein und nicht zuletzt der Erwerb eines Autos. Bedingt durch die Tatsache, dass derzeit keine NFF-Kurse abreisen, mussten wir außerhalb nach Fahrzeugen suchen, sodass wir in den ersten Tagen auch damit noch alle Hände voll zu tun hatten. Letztenendes hatte meine Gruppe Glück und bereits das erste Auto, was wir uns ansahen, hat uns zugesagt, sodass wir bereits am Folgetag dort wieder aufschlugen und unseren Neuerwerb abholten. Für die kommenden Tage stand damit das Programm fest: Fahrzeug versichern, anmelden etc.
Schulisch standen nach knapp 1 Woche die ersten Unterrichtseinheiten im Simulator an - jeder von uns musste zunächst einmal 2h im SIM verbringen, ehe wir im echten Flugzeug Platz nehmen durften. Noch vor Thanksgiving war es dann allerdings soweit: die erste "richtige" Flugstunde stand an - der Moment, auf den wir alle seit 6 Monaten (oder noch viiiiieeeel länger!) hingearbeitet haben. Ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man zum ersten Mal in dieses Flugzeug steigt, zur Startbahn rollt und abhebt - vor allem, wenn man selbst in einem gewissen Maße die Kontrolle übernimmt. Natürlich alles unter den wachsamen Augen des Instructors und mit Unterstützung, aber trotzdem ist das ein Moment, den man so schnell nicht vergessen wird.


Bonanza 5581T - nach meiner ersten Landung in Goodyear

Spätestens nach diesem Flug wusste ich wieder, wofür ich mich die letzten 6 Monate durch Papierberge an Theoriematerial gequält habe - DAS war es, worauf ich seit Jahren hingearbeitet habe. Viele sagen, Fliegen mache süchtig - ganz falsch liegen sie damit nicht unbedingt. Eine Flugstunde später kam dann allerdings die Krönung - nachdem unser Fluglehrer bereits in den Urlaub gegangen war, hat mich der Ersatzlehrer die Maschine völlig ohne Hilfe alleine landen lassen. Ganz fassen konnte ich das irgendwie nicht - 2 Flugstunden und ich landete die Maschine sicher und ohne Hilfe?! "Völlig absurd!" hätte ich gesagt, wenn mir das jemand vorher unterstellt hätte. Nach dieser Flugstunde war allerdings dann leider 1 Woche "Zwangspause" - das lange Thanksgiving-Wochenende stand an, 6 freie Tage, die unser Kurs für einen Roadtrip zum Grand Canyon und an die Westküste mit Los Angeles und San Diego genutzt hat. Zumindest am Canyon hielt sich das Wetter leider etwas bedeckt, sodass die Bilder eher grau in grau gehalten sind, aber beeindruckend war es natürlich trotzdem.


Von dort aus ging es dann mit 1 Zwischenstopp weiter an die Küste, wo wir es uns natürlich nicht nehmen ließen, in Los Angeles einen Blick auf Hollywood und den Walk of Fame zu werfen, bevor es dann auch für 3 Tage an den Strand in San Diego ging.




 
Nach dem Roadtrip begann dann auch wieder der Ernst des Lebens, oder besser gesagt der Spaß des Fliegens. Ohne größere Verzögerungen ging es somit bis heute weiter, immer im 4-2 Rhythmus, sprich 4 Tage Dienst mit 2 freien Tagen im Anschluss. Mittlerweile kommt jeder bei uns auf etwa 12 Flugstunden, in denen wir uns neben alltäglichen Flugmanövern und Platzrunden auch mit außergewöhnlichen Situationen wie Strömungsabrissen, Steilkurven, Triebwerksausfällen und damit verbundenem Segelflug, sowie weiteren Dingen auseinander setzen mussten. In der kurzen Zeit, in der wir erst hier sind, wird also ein recht straffes Programm durchgezogen, welches kontinuierliches Vor- und Nachbereiten von jedem Einzelnen fordert. Bisher sieht es so aus, als würden fast alle von uns das wohl größte Ziel eines angehenden Piloten noch dieses Jahr erreichen - den ersten Alleinflug!
Der Plan sieht vor, dass alle, die mit ihren Missionen im Zeitrahmen liegen, wohl an Heiligabend den Checkflug bestreiten dürfen, der Vorraussetzung für unsere Solo-Phase ist. Warten wir mal ab, ob es dabei bleibt - wenn ja, wäre das durchaus ein tolles Weihnachtsgeschenk für uns alle.
Für die kommenden Tage stehen dann zum Glück wieder "richtige" Flugstunden statt Simulator auf dem Plan und zum Ende unserer Arbeitswoche freuen wir uns schon darauf, endlich unseren Nachfolgekurs hier in Phoenix gebührend in Empfang nehmen zu können!

Bis dahin heißt es aber zumindest morgen wieder "Bonanza 1564A, left downwind departure approved, runway 03, cleared for take-off!" - in diesem Sinne bis zum nächsten Mal!

1 Kommentar:

  1. Bonanza 1564A ,Cleared for Touch aaaaaaaaaand Go Runway 21, then make close left traffic

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